Mahatma Ghandi dürfte wohl die größten Erfolge mit zivilen, pazifistischen Mitteln erzielt haben. Er schaffte es, dass Indien von der Kolonialmacht Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Gandhi setzte Mittel wie öffentliches Protest-Fasten, Boykott englischer Importwaren und gewaltlose Protestkundgebungen ein. Großbritannien ging dabei teilweise mit Waffengewalt gegen die gewaltlosen Protestierer vor. Gandhis Anhänger griffen selbst dann nicht zu Waffen, als etliche von ihnen niedergeschlagen und sogar erschossen wurden. Durch diese Gewaltanwendung gegen Wehrlose wurde das Ansehen der Kolonialmacht weltweit massiv geschädigt und zwang sie letztlich zum Einlenken. Gandhi proklamierte u.a. folgende Grundsätze:
- Es gibt keinen Weg zum Frieden. Der Frieden ist der Weg
- Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten
- Ich glaube an Gewaltlosigkeit als das einzige Heilmittel
- Armut ist die größte Umweltzerstörerin.
Trotz Gandhis Erfolge haftete dem Pazifismus immer der Makel an, zwar eine gut gemeinte aber unrealistische Haltung zu sein. Deshalb erarbeiteten Pazifisten praktische Methoden, um Kriege im Vorfeld bereits zu verhindern oder kriegerische Angriffe auf gewaltlose Weise abzuwehren:
Umwandlung (Konversion) der Rüstungsindustrie in Produktionsstätten für zivile Produkte, um den Sorgen vor Arbeitsplatzverlust durch Friedenspolitik zu begegnen
Kriegsdienstverweigerung nicht erst im Krieg, sondern bereits in Friedenszeiten.
Unterstützung von Desertion von Soldaten im Krieg. Was in Armeen als strafbare „Fahnenflucht“ gilt, ist für Pazifisten die Wahrnehmung eines Grundrechtes und notwendig zur Beendigung des Krieges
Gewaltfreie Aktionen wie Generalstreik oder ziviler Ungehorsam, um Kriegshandlungen des eigenen Landes oder die Besetzung durch eine fremde Macht abzuwehren.
Zivile Friedensarbeit (internationale Organisationen: Nonviolent Peace Force oder Peace Brigades International): Gruppen von ausgebildeten gewaltfreien Friedensfachkräften können in Konflikten unbewaffnet und unabhängig von Regierungsinteressen auftreten, beobachten, vermitteln und Konflikte entschärfen. Sie können sowohl zur Frühwarnung vor Krisen als auch zur Überwachung von Vereinbarungen beitragen. Frühwarnsysteme („Monitoring“) können z B. über das Konfliktverhütungszentrum der OSZE in Wien vernetzt werden.
Viele Menschen finden es schwer zu verstehen, was unbewaffnete Friedensarbeiter in einem gewaltsamen Umfeld erreichen können. Wir sind daran gewöhnt, zu denken, dass Gewalt das einzige Mittel für Schutz sei. Es ist wahr, dass unbewaffnete ZivilistInnen keine Instrumente haben, etwas direkt zu erzwingen – sie können Angreifer nicht töten, durch Schüsse stoppen oder durch Gewaltandrohung abschrecken, Unbewaffnete Friedensarbeiter haben jedoch ihre eigenen Quellen von Macht: Zum einen sind sie – zumindest bis zu einem gewissen Grad, der von Ort zu Ort unterschiedlich sein mag – begrenzt gegen Gewalt geschützt, weil entweder sie besonderen Respekt erfahren oder weil die Länder oder Organisationen, die sie repräsentieren, diesen Respekt genießen. Die Tatsache, dass sie selbst (relativ) sicher sind, überträgt sich dann auf diejenigen, die sie begleiten, da ein potenzieller Angreifer riskieren würde, diese Internationalen zu verletzen oder zu töten. Wichtig ist zum zweiten, dass es den Friedensarbeitern gelingt, vertrauensvolle Beziehungen zu allen Konfliktparteien und zu den Menschen vor Ort aufzubauen, um wirksam zu sein. Vorbedingung dafür sind Unparteilichkeit und Unabhängigkeit von staatlichen oder anderen Partikularinteressen, seien diese ökonomischer, missionarischer oder politischer Art. Zum dritten riskiert dieser potentielle Angreifer, dass die Internationalen die Untat der Welt berichten, was zu direkten oder indirekten Folgen für den Angreifer führen kann. Die den Angreifer unterstützenden Kräfte könnten Druck auf ihn ausüben, weil sie selbst verwundbar gegenüber internationalem Verlust an Ansehen oder Sanktionen sind. “Die Welt schaut zu” ist schon oft ein mächtiger Abwehrfaktor gewesen.
Die Kosten der zivilen Friedensarbeit liegen deutlich unter dem des Militärs. Ein US-Soldat pro Jahr in Afghanistan kostet 2,1 Mio USD. Für deutsche Soldaten im Auslandseinsatz liegen die Kosten geschätzt noch etwas darüber, nämlich bei 1,8 – 2,1 Mio Euro. Ein/e zivile/r PeacekeeperIn bei Nonviolent Peaceforce kostet geschätzt, unter Einberechnung aller Kosten der Organisation in einem Jahr, also auch dem Management und Öffentlichkeitsarbeit, weniger als 50.000 Euro/Jahr. Selbst wenn die Friedensfachkräfte Gehälter in der Höhe eines Soldatensolds beziehen würden, dürften die Kosten einschließlich eines Anteils für den administrativen Overhead bestenfalls eher bei maximal 150.000 als bei über einer Million pro Kopf liegen. Das heißt, dass für die Hälfte des deutschen Verteidigungshaushaltes bis zu 100.000 zivile Friedensarbeiter eingesetzt werden könnten
Es gibt viele weitere Beispiele aus der Vergangenheit die zeigen, dass die gewaltfreien Methoden auch in der Praxis funktionieren. Das bei uns bekannteste ist der gewaltlose Regierungswechsel in der ehemaligen DDR. Diese beweisen die klare Überlegenheit ziviler gegenüber militärgestützter Konfliktbearbeitung.